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Kleine spitze Zähnchen versuchen überall an mir herumzuknabbern. Funkelnde Augen und glänzendes Fell – ja, meine Welpen entwickeln sich prächtig. Da lacht das Züchterherz, denn das ist der Lohn für 9 Wochen harte Arbeit – und ja, es ist harte Arbeit, jedenfalls wenn man Welpen so aufzieht, wie ich mir das vorstelle. Dies ist bereits mein E-Wurf und meine Mia geht jetzt als stolze Mutter von 46 Hundekindern (5 Würfe) in den wohlverdienten Ruhestand – und keine Frage! - natürlich wird sie bis an ihr Lebensende bei uns leben. Doch wie kam ich überhaupt auf die verrückte Idee, einmal Hunde zu züchten?
Soweit ich mich noch zurückerinnern kann, spielten Tiere in meinem Leben immer eine große Rolle. Schon in der Grundschulzeit schleppte ich jede Katze mit nach Hause, die mittellos aussah. Wir Kinder sammelten alles Mögliche, wie Kinder halt so sind - Schnecken, Raupen, Molche,… Leider durfte ich lange Zeit kein eigenes Tier besitzen. Meine Mutter, eine Sauberkeitsfanatikerin, war strikt gegen irgendwelches Viehzeug im Haus. Mein großer Traum ging in Erfüllung, als ich mit 9 Jahren meinen ersten eigenen Goldfisch bekam. Ein von unseren Nachbarn ausgemustertes Unikat, schon nicht mehr ganz jung – an dem ich aber noch viele Jahre Freude hatte. Dennoch konnte ich als beste Freundin der Tochter unseres Dorftierarztes jeden Tag mit Tieren verbringen. In Classen’s Scheune mit 14 Ponys und etlichen Katzen haben wir den Großteil unserer Kindheit verbracht.
Natürlich lebten dort im Haushalt auch zwei Hunde, die Zwergrauhaardackeldame "Danny" und der Setter-Labrador-Mischling "Felix" - traumhaft schön. Ich glaube, dass diese beiden Hunde den Grundstein zur Hundeliebe in meinem Leben gelegt haben. Gut erinnern kann ich mich noch an den schrecklichen Tag, an dem Felix direkt vor der Haustüre von einem Auto erfasst wurde. Er lag lange in der Klinik, mehr tot als lebendig. Meine Freundin und ich gingen fleißig in die Kirche und steckten Kerzen für ihn an – der liebe Gott hatte ein Einsehen. Felix wurde wieder gesund und stolze 16 Jahre alt. Da mir die Chance auf einen eigenen Hund vorerst doch noch verwehrt blieb, wurden Pferde und Reitsport zu meinem großen Hobby. Mittags kaum die Hausaufgaben erledigt, konnte ich nicht schnell genug in meine "duftenden" Reithosen schlüpfen. 35 Jahre wurde meine Freizeit durch Pferde bestimmt.
Trotzdem war der Wunsch nach einem eigenen Hund immer präsent und diesen konnte ich mir im Jahr 1997 im Alter von 26 Jahren endlich erfüllen. "Icke v. Cronsbach" oder einfach nur "Henry", ein etwas groß geratener Zwergpinscher, durfte bei uns einziehen. Er begleitete mich täglich in den Stall und seine größte Vorliebe war es, auf unser Hab und Gut dort aufzupassen. Über Erziehung habe ich mir damals nicht viele Gedanken gemacht. Henry passte sich unserem Leben einfach an, konnte ein paar lustige Tricks und war mein steter Begleiter. Er lief immer frei, war manchmal etwas rauflustig aber lies mich nie aus den Augen.
Im Jahr 2001 zog die Deutsche Pinscherdame "Quasi v. Cronsbach", genannt "Nancy", bei uns ein. Mein Sohn war gerade ein Jahr alt und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt für einen zweiten Hund wäre. Im Nachhinein muss ich schon gestehen, dass es eine sehr anstrengende Zeit mit Kleinkind und Welpe war. Aber irgendwie hat es doch funktioniert. Nachdem im Jahr 2003 meine Tochter geboren wurde, fand ich uns komplett. Zwei Kinder und zwei Hunde – das reichte. Leider verstarb unsere DP Hündin "Nancy" bereits im Alter von 9 Jahren. Wir waren uns sofort einig, dass dieser Platz neu mit Leben gefüllt werden müsse. Ich recherchierte im Internet und fand glücklicherweise im Zwinger "vom Lüdertal" noch ein Pinschermädchen, welches auf ein Zuhause wartete. Wir stellten uns als Familie vor, wurden als würdig empfunden und durften unsere "Mia" sofort mit nach Hause nehmen. Strahlende Kinder saßen im Auto auf der Rücksitzbank.
Henry und Mia kamen gleich gut miteinander aus. Nach kurzer Eingewöhnung meldete ich mich bei uns im Ort zur Welpengruppe an. Mia war und ist bis heute eine fleißige Schülerin und wir wuchsen zu einem guten Team zusammen. In unserer Nähe trainierte die Deutsche Meisterin im Obedience und wir durften auch dort Einblicke ins Training bekommen. Alles steht und fällt mit guten Trainern und im Alter von gerade mal 15 Monaten bestanden Mia und ich im strömenden Regen die Begleithundeprüfung. Es folgten gute Erfolge auf Obedience-Turnieren und auch heute ist dies die Sportart, die ich am liebsten mit meinen Hunden absolviere. Als wir im Jahr 2013 unseren Zwergpinscher Henry im Alter von 17 Jahren gehen lassen mussten, überlegten wir lange, welcher Hund seinen Platz einnehmen sollte. Wir entschieden uns für einen kleinen Zwergpinscher-Mix. Wir sahen ihn nur auf einem Foto. Er saß dort so traurig, ausgesperrt, draußen auf dem Balkon. Wir fuhren hin und nahmen ihn sofort mit. "Piet" - eine wirkliche Herausforderung. Nun ja, auch "Piet" ist mittlerweile ein toller Hund geworden, sportlich immer bereit, alles zu geben.
Regelmäßig tauschte ich mich mit Mias Züchtern aus und sie brachten mich auf die Idee, ein paar Ausstellungen mit Mia zu besuchen. Wir trafen andere Züchter Deutscher Pinscher, führten tolle Gespräche und der Gedanke "Hundezucht" reifte ganz langsam in meinem Kopf. Ich erkundigte mich, was alles von Nöten wäre, um mit Mia den ersten Wurf zu haben. Ich weiß noch, dass ich ziemlich überrascht über die ganzen Auflagen, Untersuchungen und Vorbereitungen war. Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los und Schritt für Schritt kämpften wir uns über die ganzen Hürden. Ende 2011 war es endlich soweit und unsere Zuchtwartin Frau Johannesmeier nahm unsere Zuchtstätte offiziell ab. Jetzt brauchten wir nur noch einen passenden Namen. Dieser wurde schnell gefunden: "vom Kaiser Haus", gleichnamig mit der Hausbaufirma meines Mannes. Nun durfte ich mich "Züchter im VDH" nennen. Wir konnten es kaum erwarten bis 2012 endlich unser A-Wurf mit 6 prachtvollen Welpen geboren wurde. Von 2012 bis 2017 wurde Mia mit insgesamt 5 Würfen stolze Mama von sage und schreibe 46 Hundekindern - eine tolle Leistung.
Und dennoch kehrt keine Routine ein, jeder Wurf ist anders und auch wenn alles gut geplant und vorbereitet ist, hat die Natur ihre eigenen Gesetze. Zucht hat nicht nur schöne Seiten, manchmal gibt es auch grausame oder traurige Momente. Glücklicherweise überwiegen aber die positiven Momente und es gibt kaum etwas Erfüllenderes, als nach abgeschlossener Geburt eine entspannte Hundemutter mit schmatzenden Welpen, in der Wurfkiste zu beobachten. Ein Bild der völligen Ruhe und Zufriedenheit. Mia hat ihr freies und freundliches Wesen an ihre Kinder weitervererbt, so dass von Anfang an feststand, eine Nachwuchshündin von ihr zu behalten. Im D-Wurf 2016 wurde eine rote Hündin geboren. Diese war sehr kräftig und vielversprechend. Erblickte sie die Fotokamera, stellte sie sich schon passend in Pose (so war mein Eindruck).
Liebenswürdig und charmant, das war sie von Anfang an. "Maybel" durfte bleiben. Sie ist nun 16 Monate alt und hat sich zu einer ganz tollen Hündin entwickelt. Ich hoffe, dass sie in Mias Fußstapfen treten wird und ich meine Zucht mit ihr weiterführen kann.
Für mich als Züchter ist die Prägung und Sozialisierung der Welpen ein ganz wichtiges Thema. Unsere Welpen wachsen inmitten unserer Familie auf und werden so an die alltäglichen Dinge des Lebens gewöhnt. Unser Garten ist mit verschiedensten Untergründen und Geräten ausgestattet, so dass auch hier Eindrücke und Erfahrungen gesammelt werden können. Autofahren und kleine Erkundungstouren gehören ebenso zum Programm, bevor die Kleinen im Alter von knapp neun Wochen in ihr neues Heim umziehen. Weiterhin lege ich großen Wert auf die regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen. Viele Vorträge, Veranstaltungen und Wochenendseminare habe ich schon besucht. Da mir die Kommunikation zwischen Mensch und Hund sehr am Herzen liegt, werde ich 2018/2019 eine fundierte Ausbildung in diesem Bereich absolvieren. So gut vorbereitet freue mich auf die Zukunft mit meiner tollen Familie und unseren drei verrückten Pinschern.