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Erste Hilfe beim Hund: Wie kann ich meinem Hund im Notfall helfen?

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Viele Hundebesitzer sind im Ernstfall nicht in der Lage bei ihrem eigenen oder einem fremden Hund Erste Hilfe zu leisten. Das liegt nicht am fehlenden guten Willen, sondern meist an der Angst, etwas falsch zu machen. Bei einem Erste-Hilfe-Kurs für den Hund lernen Sie theoretische und praktische Kenntnisse, um im Notfall eine Erstversorgung zu leisten.

Verhalten im Notfall

  1. Ruhe bewahren! Panik nicht auf den Hund übertragen
  2. Vorsichtig sein! Heftige Abwehrreaktionen des verletzten Hundes möglich. Viele Hunde erkennen in dieser Situation und unter Schmerzen nicht ihren Helfer.
  3. Hund aus der Gefahrenzone bringen und jede Fluchtmöglichkeit verhindern
  4. Hund immer auf die unverletzte Seite legen
  5. Erste Hilfe bei bewusstlosem Hund:
    1. Zunge aus dem Fang ziehen, um Erstickungen zu verhindern
    2. Kopf schräg nach unten lagern, damit Blut, Schmutz und Erbrochenes nach außen abfließen kann
    3. am besten Maulhöhle auswischen, falls sich noch Futterreste vom Erbrechen im Rachen befinden
  6. Tierarzt informieren! Der Tierarzt kann dann wertvolle Tipps für die Erstversorgung des Hundes geben.
    1. Was ist passiert
    2. Wann ist es passiert
    3. Welche sichtbaren Verletzungen liegen vor
    4. Ist der Hund bei Bewusstsein, etc.
  7. Fahren Sie unverzüglich zum Tierarzt.

Allgemeinzustand des Hundes kontrollieren

Atmung

  • je nach Größe des Hundes: 15 bis 30 Atemzüge pro Minute (kleine Hunde atmen schneller als große) sind normal
  • Bewegung des Brustkorbes und der Bauchwand beobachten: Wenn man die Hand oder einen Büschel Haare vor die Nase hält, fühlt bzw. sieht man die Atmung.

Kreislauf

  • Herzschlag tasten: auf der linken Seite hinter dem Ellenbogen, zwischen der 3. und 6. Rippe
  • 70 bis 130 Herzschläge pro Minute (bei kleinen Hunden mehr als bei großen) sind normal
  • Durchblutung kontrollieren:
    • Druck mit dem Finger auf die nicht pigmentierte Mundschleimhaut
    • normalerweise Schleimhaut nach 2 Sekunden wieder rosarot

Puls

  • an der Innenseite der Hinterbeine zu fühlen

Mundschleimhaut

  • Farbe:
    • rosarot - normal
    • weiß - schlecht
    • blau - Sauerstoffmangel

Temperaturkontrolle

  • Temperatur im After messen
  • Normaltemperatur: 38 bis 39°C

Symptome und erste Maßnahmen verschiedener Notfälle

Schock

  • Symptome: Unsicherheit, Taumeln, starkes Hecheln, Atemnot, evtl. Bewusstlosigkeit, häufig Zittern, kalte Ohren, beschleunigte Atmung, blasse Schleimhäute, schneller schwacher Puls. Ein Schock ist lebensbedrohlich!
  • Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Bewusstlosigkeit: Hund auf die Seite legen, hinten etwas erhöht, Kopf gestreckt, Zunge raus, in eine Decke wickeln, unverzüglich Tierarzt aufsuchen

Atemstillstand

Wirklich Atemstillstand oder kurzzeitige Kreislaufschwäche?

  • Atmung überprüfen (siehe oben)
  • Prüfen, ob Fremdkörper oder Erbrochenes die Atmung blockiert: Kopf strecken, Zunge weit vorziehen und evtl. Fremdkörper entfernen

Herzstillstand

  • Symptome: Bewusstlosigkeit, keine Atmung, kein Herzschlag/Puls fühlbar (siehe oben), weite Pupillen
  • Reanimation
    • Beatmung: Lefzen mit beiden Händen gut zudrücken und geschlossen gehalten. Luft gleichmäßig mit nicht zu viel Druck in die Nase (bei kleinen Hunden in Maul und Nase) blasen. Nach jedem Einblasen eine Pause zum Entweichen der Luft machen, ca. 20-30-mal in der Minute. Beobachten, ob der Hund wieder selbst atmet.
    • Herzdruckmassage: Achtung Herzdruckmassage nie zu früh anfangen, ein noch vorhandener Herzschlag könnte dadurch gestört werden und niemals am lebenden Tier üben. Hund in rechte Seitenlage, linkes Vorderbein nach vorne, mit der Hand (große Hunde) oder 2 Fingerknöcheln (kleine Hunde) direkt hinter dem Ellenbogen auf den Brustkorb drücken, prüfen, ob das Herz wieder schlägt. Je 15 Stöße, dann beatmen. Bei Welpen Hand von unten an die Brust, Daumen auf die linke Seite, Finger auf die rechte Seite, rhythmisch mit dem Daumen drücken.

Wunden

Sehen oft harmloser aus, als sie sind. Die Tiefe der Verletzung ist schwer beurteilbar und Verletzungen der inneren Organe sind möglich. Deshalb ist bei Erster Hilfe am Hund Vorsicht geboten.

  • Wunde mit Fremdkörper: Niemals sofort den Fremdkörper entfernen, dadurch kann es zu starken Blutungen kommen. Falls die Gefahr besteht, dass der Fremdkörper weiter in die Wunde eindringt oder Abbrechen könnte, mit einem Dreieckstuch, Schal o. ä. außen herum abpolstern. Beim Transport aufpassen, dass der Hund nirgends damit anstößt.
  • Blutung Stillen: Den blutenden Teil des Körpers hoch lagern. Wunde so wenig wie möglich manipulieren. Größere Fremdkörper in der Wunde lassen. Größere Blutungen direkt abdrücken: Kompresse, Verbandpäckchen auf die Wunde drücken. Druckverband: Die Blutung mit einer Kompresse 2 bis 3-mal umwickeln, dann Druckpolster auflegen und mehrfach stramm umwickeln. Abbinden der Gliedmaße nur als letzte Hoffnung, wenn alle anderen Versuche, die Blutung zu stoppen, erfolglos waren.
  • Bissverletzungen: Sehen oft harmloser aus, als sie sind. Sind immer infiziert und es besteht die Gefahr der Bildung von Abszessen. Die Haut kann durch das Schütteln von der Unterlage abgerissen sein, sodass Wundtaschen entstehen. Infektionsgefahr!

Knochenbrüche

ACHTUNG: Knochenbrüche sind mit starken Schmerzen verbunden! Den gebrochenen Knochen schonen, Hund möglichst nicht bewegen. Niemals selbst Richtungsversuche am gebrochenen Knochen vornehmen. Offene Brüche steril abdecken. Schienung nur, wenn das Bein extrem instabil ist. Das Bein der Länge nach dick abpolstern und mit einer Mullbinde von unten einwickeln. Niemals von oben anfangen, da sonst ein Blutstau im Fuß entstehen kann.

Fremdkörper im Fang

  • Symptome: Hund reibt mit der Pfote über die Schnauze, speichelt, ist am Maul schmerzempfindlich
  • Maßnahmen: Mundhöhle auf Fremdkörper inspizieren. Fremdkörper falls möglich nicht selber entfernen. Die Gefahr, dass der Hund beißt oder der Fremdkörper noch weiter in den Rachen rutscht ist zu groß. Tierarzt anrufen, Fall ankündigen und sofort los fahren.

Atemnot

  • Ursache: Verengung der Atemwege durch Fremdkörper, Insektenstiche, allergische Reaktionen, Einatmen von Futter oder Erbrochenem
  • Symptome: Hund atmet angestrengt, Maul ist geöffnet, Schleimhäute werden blau
  • Maßnahmen: Maul und Rachen auf Fremdkörper untersuchen, für frische Luft sorgen, schnell zum Tierarzt

Augenverletzungen

  • Symptome: Hund kneift ein Auge zu, Fremdkörper oder die Nickhaut ist zu sehen
  • Erste-Hilfe-Maßnahme: Hund am Reiben hindern
    • Verätzung oder loser Fremdkörper: Auge von der Nase weg mit viel Wasser ausspülen
    • Vorfall des Augapfels: ein nasses Tuch auf das Auge legen, sofort zum Tierarzt

Insektenstich

  • Symptome: Schmerzhafte Schwellung und Rötung
    • bei Allergie: starke Rötung und Quaddelbildung, schlimmstenfalls Schock
    • bei Stichen im Maul oder Rachen: Schluckbeschwerden bis zur Atemnot
  • Maßnahmen: Bei Stichen in die Haut: Stachel entfernen, kühlen und ein schmerz- und juckreizstillendes Gel auftragen. Bei starker Schwellung oder Stiche in den Rachen oder Maul: Eis füttern und sofort zum Tierarzt.

Hitzschlag

Im Sommer durch Überanstrengung beim Spaziergang in der prallen Sonne oder im geparkten Auto.

  • Symptome: Hecheln, Speicheln, Kreislaufbeschwerden, Apathie, Bewusstlosigkeit, Krämpfe
  • Maßnahmen: Hund an einen kühlen Ort bringen, Seitenlage bei Bewusstlosigkeit - Kopf etwas höher lagern, Körper langsam abkühlen: beginnend an den Beinen mit nicht so kaltem Wasser abbrausen oder in feuchte Tücher wickeln.

Verbrennungen

Sofort mit lauwarmem Wasser abspülen. Bei kaltem Wasser zieht sich die Haut zu schnell zusammen. Nicht reiben, kein Mehl, Quark o.ä. verwenden.

Stromschlag

Stromquelle sofort abschalten, wenn das nicht möglich ist, den Hund mit einem nicht leitenden Gegenstand von der Stromquelle trennen. Brandwunden steril abdecken, Kontrolle der Atmung und des Kreislaufs.

Unterkühlung

  • Symptome:
    • 37,5 - 35°C: Kältezittern und bläuliche Schleimhäute
    • 35 - 31°C: Apathie, Atmung und Herzschlag verlangsamt
    • unter 31°C: Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislaufstillstand
  • Maßnahmen: vorsichtiges, langsames Erwärmen durch Einwickeln in eine Decke oder Körpertemperatur des Helfers

Vergiftungen

Fressen, Einatmen oder Hautkontakt mit für den Hund giftigen Substanzen. Die Symptome sind je nach Substanz, die aufgenommen wird, extrem unterschiedlich. Giftreste mit zum Tierarzt nehmen. Bei äußeren Verätzungen mit viel Wasser spülen und bei inneren Verätzungen klares Wasser trinken lassen. Bis 1 Stunde nach Giftaufnahme ist es möglich, das Erbrechen mit Salzwasser einzuleiten. NIEMALS Erbrechen auslösen, wenn das Gift nicht bekannt ist, der Hund nicht bei vollem Bewusstsein ist, bei ätzenden Substanzen oder schaumbildenden Mitteln. Sofort zum Tierarzt!

Erste-Hilfe-Kurse bieten z.B.: Tierschutzvereine, Tierärzte, Hundevereine, Hundeschulen, Malteser, der ASB und die Rettungshundestaffeln des DRK an.

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