Zuallererst sollte betont werden, dass heute Dank des Einsatzes hochmoderner Apparaturen und kompetenter Chirurgie viele Tiere zu retten sind, die noch vor Jahren aufgegeben wurden. Bedauerlich wäre es deshalb, wenn eine nachweislich erfolgreiche Behandlungsmethode wie die Physiotherapie für Hunde, die dort ansetzt, wo der Einsatz moderner Gerätemedizin nicht in Frage kommt, von Tierärzten und Tierhaltern unbeachtet bliebe.
Die Schwerpunkte der Hundekrankengymnastik bilden Schmerzlinderung, Erhalt und Wiedererlangen der Gelenkbeweglichkeit und Bewusstmachung gesunder Bewegungsabläufe. Das Ziel der Karankengymnastik für Hunde ist es, erkrankte Tiere schnell und sanft an normale physiologische Bewegungsabläufe heranzuführen und dadurch gefährliche Folgeschäden zu vermeiden. Generell ermöglicht der Einsatz der Hunde-Physiotherapie, dass eine Erkrankung am Bewegungsapparat schneller überwunden wird und das Tier früher schmerzfrei und schneller gesund wird.
Hundephysiotherapie soll nicht als Ersatz für eine tierärztliche Behandlung angesehen werden. Man kann aber durch Hundekrankengymnastik diese Behandlung unterstützen und den Heilungsprozess fördern und beschleunigen.
Grundsätzlich gilt: Alle Erkrankungen der Knochen, Nerven und Muskulatur sind durch Physiotherapie behandelbar! Den Haupteinsatzbereich am Hundbilden sind somit chirurgische, orthopädische und neurologische Erkrankungen.
Generell steht die Schmerzlinderung bei der Hunde-Physiotherapie an erster Stelle. So hat ein am Bewegungsapparat erkranktes Tier in den meisten Fällen nicht nur im erkrankten Bereich Schmerzen, sondern es entstehen zusätzliche Schmerzzonen durch Überlastung an nicht direkt erkrankten Körperregionen. Hier setzt derHundephysiotherapeut bereits schon vor der Operation an: Der ungesunde Schmerz-Fehlhaltung-Schmerz Kreislauf wird durchbrochen, um eine möglichst erfolgreiche Behandlung herbeizuführen und eine Genesung ohne Fehlhaltung zu fördern.
Da ein durch Operation geschwächter Hund schlechter als gewöhnlich zur Zusammenarbeit bewegt werden kann (er ist körperlich schwächer und fühlt sich schneller bedroht), hat es sich als besonders effizient erwiesen, ihn bereits vor der Operation an die für seine spätere Rehabilitation notwendigen Apparaturen, wie z.B. das Unterwasserlaufband, zu gewöhnen.
Das Einsatzgebiet nach Operationen unterscheidet sich nicht von dem der Humanmedizin. Es gilt Schmerzen zu lindern, Gelenke beweglich und Knochen belastbar zu machen und die Muskulatur in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Nur so gewährleisten wir, dass ein Tier wieder unbeschwert sein Leben geniessen kann. Ein Leben ohne Schmerz bestimmt das Maß der Lebensqualität, dies gilt für unseren Hund in gleichem Maße, wie für uns Menschen.
Unabhängig von der Ursache der Erkrankung, ob es sich nun um einen genetischen Defekt wie die zahlreichen Formen der Dysplasie (OCD, FPC, IPA oder HD) oder eine degenerativ-chronische Erkrankung wie die Osteoarthrose oder Spondylarthrose handelt, hat die Hundephysiotherapie mit ihren umfangreichen Behandlungsmöglichkeiten ein gemeinsames Ziel: Die Wiederherstellung der neuromuskulären Funktionen, Gelenkmobilisation, Training der Koordination, beschleunigter Muskelaufbau. Verletztes Binde-, Knochen- und Knorpelgewebe wird durch die gesteuerten Belastungsintervalle in seiner Heilung unterstützt; Folgeschäden, wie Gelenksteife oder eine schnell fortschreitende Arthrose, nach Möglichkeit vermieden.
Im Folgenden erhalten Sie einen kleinen Überblick über die wichtigsten Behandlungsmethoden in der Physiotherapie für Hunde::
Zu den passiven Behandlungsformen (ohne aktive Beteiligung des Hundes) zählen:
Die aktiven Therapieformen zeichnen sich durch den aktiven Einsatz des Hundepatienten aus, nachdem zuvor, ggf. durch Einsatz der passiven Methoden, der erforderliche Grad an Mobilisation erreicht wurde. Hierzu zählen:
Aktive Bewegungstherapie besteht darin, den Hund an bestimmte Bewegungsmuster zu gewöhnen, die es ihm wieder ermöglichen, den gesamten Bewegungsapparat für die Fortbewegung einzusetzen. Eine weitere Schonung der betroffenen Gliedmasse soll in diesem Stadium der Therapie vermieden werden. Zur Verstärkung der Behandlung werden gern unterschiedliche Hilfsmittel wie Schaukelbrett, Trampolin, Stepper etc. eingesetzt.
Hydrotherapie dient in erster Linie dem gelenkschonenden Muskelaufbau. Dazu nutzt man die Auftriebskraft und den Widerstand des Wassers. Schwimmbecken in denen das Tier vom Therapeuten im Wasser begleitet wird, oder das Unterwasserlaufband, sind wichtige therapeutische Hilfsmittel. Das Unterwasserlaufband kann zusätzlich der Gangschulung dienen und bietet durch die steuerbare Wassertemperatur zusätzliche Reize, die therapieunterstützend wirken (siehe Bild 10).
Diese Thematik liegt uns durch zahlreiche persönliche Erfahrungen ganz besonders am Herzen. Durch die fortschreitende medizinische Entwicklung werden unsere Tiere immer älter. Die Hundephysiotherapie gibt uns die Möglichkeit, die damit einhergehenden schmerzhaften, degenerativen Erkrankungsformen wirksam zu behandeln. Hier sei an erster Stelle die Osteoarthrose zu nennen. Oft kann die Gabe von Schmerzmitteln mit ihren zahlreichen Nebenwirkungen verringert oder gar ganz darauf verzichtet werden. Chronische Schmerzen werden gelindert und die Beweglichkeit der älteren Tiere wird erhalten und verbessert. Dies gehört bei einem bewegungsfreudigen Lebewesen wie dem Hund zu den elementarsten Voraussetzungen, um sein Leben lebenswert zu machen. Die Physiotherapie kann Sie hier in Ihrer Verantwortung für Ihr Tier sinnvoll und erfolgreich unterstützen.
Fragestellungen, die Ihnen helfen sollen, eine Erkrankung Ihres Tieres zu erkennen:
Dies alles können Anzeichen Ihres Tieres für Schmerzen sein. Bitte bedenken Sie, dass schwache Rudelmitglieder in der freien Wildbahn aus dem Rudel ausgeschlossen werden und Ihr Hund bis zuletzt versuchen wird, "Schwäche" (Schmerzen) nicht zu zeigen, da sein Instinkt ihm dies verbietet. Aus diesem Grunde, ist Ihre sensible Beobachtungsgabe gefragt! Klären Sie bei Verhaltensauffälligkeiten die Beschwerden mit Ihrem Tierarzt ab und vereinbaren Sie dann einen Termin zur Physiotherapie.
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