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Mein Hund zieht an der Leine (Teil 1): Wie Sie mit Ihrem Welpen Leinenführigkeit trainieren

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Oft sieht man die Hunde mit ihren Besitzern folgendermaßen spazieren gehen: Ausgestreckte Arme, lautes Rufen oder gar Hinterherstolpern. Der Hund zieht an der Leine. Snautz.de-Mitarbeiter und Hundeschulen-Inhaber Mario Jessat verrät, mit welchem Training dem Welpen das Ziehen abgewöhnt werden kann.

Warum zieht der Hund?

Warum der Hund an der Leine zieht, ist schnell erklärt. Er will vorwärts kommen, etwas erleben, seinem Jagdtrieb nachgehen. Die Bewegung nach vorn liegt ihm im Blut. Der Weg vor ihm ist voller Gerüche, er möchte einer Spur nachgehen, einfach seinem Bewegungsdrang folgen. Interessant erscheint ihm auch, was da hinter der Kurve oder der nächsten Ecke sein könnte. Natürlich zieht er auch in Richtung Artgenossen, mit denen man ja toll spielen könnte oder Menschen, welche ihn schon als Welpen ganz freundlich begrüßten. Und so lernt er meist schon als Welpe, dass sich das Ziehen an der Leine lohnt. Er kommt von A nach B, er hat Erfolg mit dem Ziehen, hat dadurch Bestätigung in seinem Tun und erhält dafür vielleicht noch Belohnung in Form von Leckerlie oder freundliches Ansprechen.

Irgendwann ist der Kleine dann nicht mehr ganz so klein und nun stört uns das Ziehen. Er soll nun langsamer machen, schließlich wird er größer und wir ziehen ihn an der Leine zurück. Das versteht er gar nicht. Bis gestern durfte er doch noch ziehen. Was ist denn jetzt los? Außerdem sagt Herrchen hinten an der Leine Worte, die er gar nicht versteht. Also zieht er etwas stärker - wieder mal mit Erfolg. Nun hat er es endgültig gelernt: An der Leine ziehen bringt uns vorwärts und wenn er ein wenig mehr oder auch richtig stark zieht, kommt der Störenfried da hinten dran auch mit.

Unterschied Kommando "Fuß" und "locker an der Leine laufen"

Was kommt nun? Nichts. Der Hund hat gelernt zu ziehen. Jetzt versucht Herrchen meistens dem Hund das "Fuß" an der Leine beizubringen. Das macht zwar durchaus Sinn als Kommando, hat aber mit dem an der Leine ziehen beim Spazierengehen nichts zu tun. Zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten, die Herrchen nicht auseinander hält und nun der Hund verstehen soll.

Beim Kommando "Fuß", soll der Hund eigentlich neben uns gehen, neben unserem Bein und auf uns konzentriert sein. Eine Übung, welche beim Begegnen mit anderen Hunden oder beim Durchlaufen einer Stadt durchaus Sinn macht.

Beim Spazierengehen mit durchhängender Leine darf sich der Hund von seinem Besitzer angeleint entfernen. Gerade bei Spaziergängen bzw. Gassi gehen, wo man den Hund nicht ableinen kann oder will, er aber schnüffeln, sich entleeren oder eben nur zum nächsten Ziel voran trotten darf.

Daher sollte auch beim Training klar getrennt werden, was ist "Fuß" und was ist locker an der Leine laufen, damit der Hund versteht, was wir wollen. Denn wenn er nicht versteht, was wir von ihm wollen, wie soll er uns dann den Gefallen tun und es auch machen.

Im Welpenalter mit dem Training beginnen

Am einfachsten lernt es sich natürlich mit unserem kleinen Welpen. Noch ist der Welpe im Überlebenstrieb, ist noch nicht ganz sicher, bleibt ganz in unserer Nähe. Also wird er schnell mal abgeleint, er läuft ja nicht weg. An der Leine trottet er auch sehr nett neben uns her und zieht noch nicht so stark.

Auf Los geht's los

Hier beginnen Sie mit dem Training. Optimal wäre, wenn der Welpe vorher schon etwas gespielt und getobt hat, damit er nicht mehr ganz so aufgeregt und voller Energie seinen Spaziergang beginnt. Behalten Sie den Kleinen bei sich (zum Beispiel im Sitz) oder beschäftigen Sie ihn mit etwas Spiel und beginnen nun den Spaziergang an der Leine mit einem Signal. Dieses Signal ist in der Regel ein Wort, bei dem der Hund lernt, jetzt geht es spazieren. Idealerweise mit einer längeren Leine, an der der kleine Hund auch schön rechts und links schnüffeln kann und sich etwas von uns entfernen. Sonst bleibt ihm an der zur kurzen Leine ja gar nichts anderes übrig, als richtig zu ziehen, wenn er irgendwo hin will. Nun gehen Sie einfach mit dem Welpen los. Er wird sich an Ihnen orientieren, mit einem freundlichen Wort oder auch mal einem Leckerlie machen Sie ihm die Orientierung zu sich als Herrchen angenehm.

Ziehen bedeutet stehenbleiben

Nun hat er etwas entdeckt, das ihm gefällt. Er kommt ins Ziehen. Folgen Sie ihm nun, weil Sie zum Beispiel unkonzentriert sind oder selbst zum Objekt seiner Begierde wollen, hat er schnell gelernt: Ziehen hat Erfolg. Daher verwehren wir ihm den Erfolg und zeigen ihm, dass ziehen wenig Sinn macht. Kommt der Welpe also ins Ziehen, bleiben Sie sofort stehen. Er soll ja lernen, dass sich ziehen nicht lohnt. Sprechen Sie ihn in dieser Situation nicht freundlich an, daher bestätigen, loben Sie ihn nicht durch freundliche Worte in seinem Verhalten. Gehen Sie keinen Schritt weiter. Warten Sie einfach, bis der Welpe aus dem Zug geht, egal wie lange es dauert. Ich versuche, immer den Welpen selbst diese Aufgabe lösen zu lassen. Kommt er zu mir, nimmt er Kontakt auf, geht er aus dem Zug, erfolgt ein Lob, dann darf er wieder weiter. Also kaum lässt er locker, erfolgt meine Bestätigung für sein Verhalten.

Richtungswechsel

Natürlich geht es dann nicht in die Richtung, in die er gehen wollte. Die kleinen Kerle sind schlau. Er zieht, es geht nicht weiter, dann macht er mal schnell ein paar Schritte zum Herrchen und schon kommt er wieder vorwärts. Daher bekommt er von mir, wenn er aus dem Zug ist, sofort sein Lob, ich gebe ihm sein "Spaziergeh-Signal" und gehe in die andere Richtung. Diese Übung zeigt ihm: ich ziehe, aber damit habe ich keinen Erfolg. Nur bei loser Leine geht es weiter, aber immer dahin, wo Herrchen hin will.

Beginnen Sie mit dem Welpen beizeiten mit dem Training. Wird er älter, festigt sich sein Verhalten und es wird schwerer mit dem Üben.

Im zweiten Teil zum Thema "Mein Hund zieht an der Leine" erfahren Sie, wie man erwachsenen Hunden das Ziehen abgewöhnen kann.