Hunde

Die Eröffnung meiner Hundeschule

Hunde mögen ist nicht schwer, aber Trainer sein?
von

Mai 2003, es waren meine ersten Wochen als Hundetrainerin. Ich hatte schon immer Hunde und nach zwei mehrtägigen Seminaren in Hundeerziehung und Beratungstechniken meldete ich mutig mein neues Gewerbe an. Neben vielen schönen Erlebnissen in der ersten Zeit als Trainerin sind mir zwei besonders nachhaltig im Gedächtnis geblieben.

Es kam mein erster Termin und meine allererste Kundin. Sie, Mitte vierzig, er (Beagle) auch in den besten Jahren. Das Wunschthema der Halterin, nach telefonischem Vorgespräch, war die Leinenführung. Wir trafen uns an einem Feldweg und ich erklärte ihr die Geheimnisse der Orientierung des Hundes am Menschen. Die Halterin hörte aufmerksam zu, der Beagle nicht. Sie zückte ihre Leckerlies. Der Beagle sprang extatisch an mir oder Frauchen, auf der Suche nach Futter, an den Beinen hoch. Frauchen zeigte mir dann ihr gemeinsames Futter-Such-Spiel. Leckerlies in die Pampa werfen, der Beagle sucht, das macht dieser auch zweimal, dann lief er vor, sehr weit vor. Wir wurden schneller, der Beagle auch. Wir wurden zunehmend frustrierter, der Beagle zunehmend glücklicher, dann stöberte er einen Hasen auf und lief laut bellend davon. Die Besitzerin blieb stehen. "Das dauert jetzt eine Weile", resignierte sie. Eine Stunde später hatten wir den Beagle wieder, in der Wartezeit hatte ich die Gelegenheit, die Fragen zu stellen, die ich besser vor dem Leckerlie-Such-Spiel hätte stellen sollen. Wir verabschiedeten uns und vereinbarten einen neuen Termin. Die Halterin, nach dem von mir gefühlten Desaster, war zu meinem Erstaunen freundlich und zugewandt. Ihr Verhalten veranlasste mich sie zu fragen, was sie heute an neuen Erkenntnissen mitgenommen hat. Neben neuen Einsichten über Jagdverhalten hätte ich nicht gemeckert als der Hund weggelaufen war. Aus meiner Sicht hatte ich schon Kritik geübt, aber wohl konstruktiv. Dann wenigstens war das Gespräch ein Erfolg.

Dann hatte ich einen Hausbesuch bei einem Labrador/Rottweiler-Rüden. Das Frauchen war alleinerziehend und alleinlebend. Ich klingelte, sie öffnete. Neben ihr stand ein riesiger schwarzer Hund mit Namen Zeus. Drei Jahre, unkastriert und des Frauchens schreckliche Hälfte. Sie bat mich auf der Couch Platz zu nehmen. Zeus setzte sich neben mich und überragte mich dabei mit seinem riesigen schwarzen Kopf. Er starrte mich unverhohlen mit seinen gelben Augen an und die kleinste Bewegung meinerseits kommentierte er mit Grollen und seinem sehr gut gepflegten Gebiss. Mein Puls raste. Ich überlegte fieberhaft wie die bedrohliche Situation entschärft werden könnte. Frauchen schien die Situation in keiner Weise zu beeindrucken. Fröhlich plauderte sie über die letzten Opfer von Zeus. Wer ihm entronnen war, kam nie wieder, sehr zu ihrem Bedauern. Der letzte Besuch war wohl schon eine Weile her. Meine Frage, wie ihm die letzten lebend entkommen waren, ließ sie aufspringen und zur Kommode eilen. Dort war eine Schüssel mit Leckerlies, dann rief sie: "Baby schau, Frauchen hat Feines, na komm!" Baby-Zeus schwang seinen Fünfzig-Kilo-Hintern gemächlich vom Sofa ohne mich aus den Augen zu lassen. Sie hielt ihn dann am Halsband fest, ich stahl mich vorbei und spürte beim Abgang seinen heißen Atem im Nacken. Wow, was für ein Erlebnis! Ich brauchte einige Tage des Nachdenkens um zu entscheiden, ob ich wirklich das Richtige mache. Meine Erkenntnis: Ich benötige mehr Wissen. Um mit den vielfältigen Situationen mit Mensch und Hund umgehen zu können brauche ich Kenntnisse in Eigenschutz und Aggressionen von Hunden, rassespezifischen Besonderheiten, letztlich auch in Welpenerziehung und so vielem mehr.

In den folgenden Jahren erweiterte ich stetig und schnell mein Wissen und damit stiegen der Erfolg und mein Selbstvertrauen. Wer mit dem Gedanken spielt, Hundetrainer oder Hundetrainerin zu werden, stößt im Internet auf viele Angebote mit unterschiedlichen Methoden und Konzepten, daraus für sich das Richtige zu finden ist nicht ganz leicht. Hilfreich ist es auf jeden Fall, einige Tage in einer Ausbildungsstätte unverbindlich erleben zu können. Zumal die Ausbildung nicht ganz billig ist und in der Regel selbst getragen werden muss. Daher könnte eine Fehlentscheidung teures Lehrgeld sein, wenn man erst in der Ausbildung merkt, dass Inhalte und Einstellung nicht zu einem passen.

Aus meiner Sicht und der Erfahrung meiner Kollegen ist eine fachübergreifende Zusammenarbeit mit Tierärzten, Biologen, Familientherapeuten, Psychologen und erfahrenen Hundetrainern absolute Vorrausetzung in einer Ausbildung. Sie gewährleisten aus ihrem jeweiligen fachlichen Schwerpunkt die Kompetenz in Theorie und Praxis. Gerade letzteres sollte mit intensivem Einlassen auf verschiedenste Hunde verschiedenster Rassen und unterschiedlichsten, Lösungsansätzen und Methodenvielfalt immer wieder Thema sein. Live-Beratungen und Rollenspiele mit variablen Beratungstechniken bereiten gut auf die zukünftige Tätigkeit vor.

Nach einer erfolgreichen Ausbildung ist es im besten Fall gelungen, einen methoden- und ideenreichen Trainer oder Trainerin in der Hunderziehung geworden zu sein und mit einem positiven Menschbild und Empathie ein verlässlicher Coach, der motiviert und erfolgreich Menschen und Hunde auf ihren Weg der Veränderung begleitet.

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