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Ohrmilben beim Hund: Symptome und Behandlung

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Ohrmilben sind Milben der Gattung Otodectes cynotis. Ihr klinisches Bild sind krümlige, schwarzbraune Krusten durch vermehrte Bildung von Ohrenschmalz und Exsudat als Reaktion auf Speichel und Verdauungsrückstände der Milben. Besonders unangenehm wird es, wenn diese Erkrankung dann chronisch wird.

Symptome

Die Symptome sind Absonderungen im Gehörgang, wie oben beschrieben, feuchte Absonderungen (Exsudat) im Gehörgang, welche durch den Entzündungsprozess verursacht werden. Weiterhin kann man die Ohrmilben oft an Entzündungszeichen im äußeren Ohr wie eine Rötung, Schwellung und Hitze des Ohres feststellen. Starke Unruhe, Juckreiz (Motivation), Kratzen und/oder Kopfschütteln (Endhandlung) sind ebenfalls Anzeichen, was wiederum bis hin zur Selbstverstümmelung und zum Blutohr (Othämatom) führen kann. Dabei kann es zu Komplikationen kommen. Eine bakterielle Sekundärinfektion oder der Durchbruch des Trommelfells durch mechanische Reize wie Kratzen, Schütteln und der Ohrreinigung. Die Entzündung kann auf das Mittelohr, Innenohr und Hirnhäute übergreifen. Es kommt teilweise zur Fistelbildung zur Ohrspeicheldrüse durch mechanische Reizung. Auch eine Einblutung in den Gehörgang durch mechanische Reize und Entzündung durch Selbiges ist nicht ungewöhnlich. Die Diagnose wird durch Endoskopie mittels Otoskop und der mikroskopischen Untersuchung eines Abstriches erstellt.

Therapie: Milbenbekämpfung und Behandlung der Sekundärinfektion, Ohrreinigung

Was geschieht aber bei unseren Hunden, wenn die oben genannten Symptome immer wiederkehren und nur noch die verordneten Mittel gegen den Juckreiz kurzzeitig eine Besserung herbeiführen? Ein Beispiel: Vier Wochen nach erfolgreicher Heilung und Beseitigung des Milbenbefalls tritt die gleiche Symptomatik auf.

Wir begeben uns sofort zum Tierarzt und schildern ihm das Beobachtete. Der Tierarzt schaut sich das betroffene Ohr an und es bietet sich ihm das gleiche klinische Bild mit all seinen Symptomen. Der Fall ist eindeutig, erneuter Milbenbefall und die Therapie wiederholt sich. Dieser Ablauf kann sich über Jahre hinziehen und immer wieder den gleichen Befund ergeben. Was passiert hier? Woran kann das liegen? Gehen wir ein Stück zurück, zu den Symptomen. Dort tauchten bereits zwei Begriffe auf: 1. die Motivation und 2. die Endhandlung.

Die Endhandlung (Kratzen, Kopfschütteln) soll bewirken, dass das Jucken (Motivation) aufhört. Juckt es sehr stark, wird eben auch sehr stark gekratzt und/oder geschüttelt. Diese Endhandlung kann zwei Folgen nach sich ziehen: Erstens eine Verletzung der Gewebsoberflächen, was eine Sekundärinfektion zur Folge haben kann. Oder zweitens eine endogene Opioid-Freisetzung durch Autostimulation.

Durch die Manipulation im Kopfbereich (Endhandlung) kommt es zur Ausschüttung bestimmter Hormone, der sogenannten Glückshormone wie Dopamin und ß-Endorphine. Sinnbildlich gesprochen heißt dies, beim ersten Befall durch die Ohrmilben hat der Hund erfahren: "Wenn ich mich lange genug am Kopf kratze, entsteht ein "Glücksgefühl" durch die Ausschüttung des Dopamins in den synaptischen Spalt." Ebenso bewirkt die Ausschüttung des ß-Endorphins eine Analgesie (Herabsetzung des Schmerzempfindens) und kann somit zu einer Automutilation (Selbstverstümmelung) führen. Der Hund hat gelernt. Man könnte es auch positive Konditionierung oder Selbstbelohnung nennen.

Immer wenn der Hund mit einer Situation überfordert oder nicht ausgelastet ist (Reizarmut), holt er sich die Belohnung, den Dopaminschub, ein Glücksgefühl, oder wenn es mal aus irgendeinem Grund am Kopf juckt, kratz er sich ein wenig mehr und er wird belohnt. Dopamin wird auch als körpereigene Droge bezeichnet. Man könnte also sagen, unser Hund ist abhängig geworden. Es ist zu einer Verhaltensstörung gekommen, manche nennen sie abnormal-repetitives Verhalten (ARV), andere wiederum Stereotypie. Eine genauere Unterscheidung beider Begrifflichkeiten wird noch wissenschaftlich untersucht und in Versuchen geordnet.

Wenn sich unser Hund also mal wieder seine Belohnung holt, hat es negative Nebeneffekte. Das Kratzen oder Schütteln führt zu einer Reizung des Gehörganges, es kommt zu Einblutungen, zu Rötung, Hitze sowie zu vermehrten Absonderungen von Exsudat und Ohrenschmalz. Die Vermischung von Einblutung und Exsudat führt wiederum zu krümliger schwarzbrauner Krustenbildung, die das gleiche klinische Bild eines Ohrmilbenbefalls darstellt. Weiter bildet das feuchtwarme Klima im Gehörgang einen begehrten Nährboden für eventuell noch vorhandene Milben oder Hefepilze. Es ist ein Teufelskreis entstanden, der kaum therapierbar ist.

Therapieversuch

Neben der üblichen Therapie wie Milbenbekämpfung und Behandlung der Sekundärinfektion, z. B. durch Ohrreinigung, muss eine Verhaltenstherapie ausgearbeitet werden, die eine enorme Belastung für den Tierbesitzer darstellen kann. Hierbei geht es um Optimierung der Haltungsbedingungen und der Interaktion. Weiter muss überprüft werden, ob der Einsatz von Medikamenten wie Psychopharmaka indiziert ist.

Diese aufgeführten Informationen sind nicht im Widerspruch zu tierärztlichen Aussagen zu betrachten und dienen ausschließlich als Denkanstoß. Ebenso wurden sie nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

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