Hunde

Forschung mit Hunden: Teilnehmer gesucht

Über die Arbeit zur Hundeforschung am Max-Planck-Institut Leipzig
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Über die Arbeit der Abteilung für vergleichende und Entwicklungspsychologie

Die Abteilung für vergleichende und Entwicklungspsychologie hat sich als Ziel gesetzt, die Evolution der verschiedenen kognitiven Prozesse zu erforschen. Der vergleichende Ansatz impliziert die Forschung mit verschiedenen Tierarten. Obwohl ein großer Teil unserer Studien mit den großen Menschenaffen durchgeführt wird, gilt unser Interesse auch anderen Tierarten, wie z.B. Ziegen, Robben und Hunden. Aus mehreren Gründen ist der Haushund (Canis familiaris) ein äußerst interessantes Beispiel, anhand dessen man verschiedene Fragen der Evolution kognitiver Fähigkeiten erforschen kann. Die Tatsache, dass Hunde mindestens 15.000 Jahre mit Menschen zusammen gelebt haben, könnte dazu geführt haben, dass die Menschen durch Selektion bestimmte kognitive Fähigkeiten des Hundes beeinflusst haben oder es sogar zu einer Koevolution der kognitiven Fähigkeiten von Hund und Mensch gekommen ist. Wir wissen zum Beispiel aus verschiedenen Studien, dass Hunde sensibel dafür sind, ob die Aufmerksamkeit des Menschen auf sie gerichtet ist. Auch wissen wir, dass Hunde kommunikative Hinweise des Menschen gut verstehen. Diese Fähigkeiten sind bei nicht-menschlichen Primaten und Wölfen bis jetzt nicht bekannt.

Die Forschungsgebiete

Kommunikation Mensch-Hund

Im Mittelpunkt unserer Forschung steht die Frage, wie flexibel Hunde die menschliche Kommunikation verstehen oder nutzen können. So verbergen wir in unseren Studien Futter in einem von mehreren Bechern und weisen den Hund dann (z.B. durch eine Zeigegeste) auf das Versteck hin (Video). Hunde können kommunikative Hinweise, wie menschliche Zeigegesten, besser nutzen als Wölfe und Schimpansen. Derzeit untersuchen wir, wie Hunde solche Gesten wahrnehmen und ob sie den referentiellen Charakter des Hinweises verstehen (siehe Bild 1). Außerdem interessiert uns, inwieweit Hunde andere Formen der menschlichen Kommunikation - wie das Benennen von Objekten oder symbolische und andere indirekte Hinweise - deuten können.

Visueller Perspektivwechsel

Die wichtigste Frage ist, ob Hunde verstehen, was andere sehen oder nicht sehen können. In diesen Studien können Hunde etwas sehen, das der anwesende Mensch nicht sehen kann, z.B. weil der Gegenstand aus dem Blickwinkel des Menschen durch eine Barriere verdeckt ist (siehe Bild 2). Uns interessiert, ob sich Hunde durch diese Zusatzinformation einen Vorteil verschaffen. Es hat sich dabei z.B. gezeigt, dass Hunde verbotenes Futter öfter fressen, wenn sie wissen, dass der Mensch sie dabei nicht sehen kann.

Soziales Lernen

Wir untersuchen, ob und wie Hunde von anderen Hunden oder vom Menschen lernen. In diesen Studien lassen wir Hunde Artgenossen oder Menschen bei der Lösung eines Problems beobachten, bevor sie selbst vor das gleiche Problem gestellt werden (siehe Bild 5).

Metakognitive Fähigkeiten

Uns interessiert, ob Hunde auf ihre eigenen Wahrnehmungs- und Wissenszustände Zugriff haben. Hier geht es nicht darum, was Hunde über andere wissen, sondern darum, was sie über sich selbst wissen. Es stellt sich z.B. die Frage, ob sie sich bewusst sind, was sie in der Vergangenheit gesehen haben (siehe Bild 4).

Physikalische Kognition

Hier stellen wir die Frage, wie Hunde ihre Umwelt wahrnehmen und was sie darüber verstehen. In diesen Studien geht es darum, ob Hunde bestimmte physikalische Zusammenhänge verstehen, zum Beispiel, dass Gegenstände weiter existieren, auch wenn man sie gerade nicht wahrnehmen kann (siehe Bild 3). Es wird auch untersucht, ob Hunde kausale Zusammenhänge erkennen. Wenn man zum Beispiel einen mit Futter gefüllten Becher schüttelt, entsteht ein Geräusch, das durch das Futter verursacht wird.

Kooperation

In den Studien zur Kooperation untersuchen wir, wie Hunde untereinander und mit dem Menschen kooperieren. Koordinieren sie ihre Aktionen, um ein Problem gemeinsam zu lösen? Verstehen sie dabei die Rolle des Partners? Lässt sich eine Motivation, dem Menschen zu helfen, feststellen? Erkennen Hunde das Ziel des Menschen, wenn er Hilfe braucht? Zusätzlich interessiert uns, wie sich Kooperationsverhalten im Laufe der Domestikation entwickelt oder verändert hat. Hierzu führen wir vergleichende Studien mit Wölfen durch, den nächsten lebenden Verwandten des Hundes.

Wichtiger Hinweis
Die Forschung mit Hunden am Max-Planck-Institut beschränkt sich auf die Beobachtung ihres Verhaltens. Die Studien sind niemals invasiv. Wir lassen die Hunde verschiedene Aufgaben lösen und beobachten, wie sie mit ihrer Umgebung, mit Artgenossen oder mit dem Menschen interagieren. In den Studien setzen wir Leckerlis oder Spielzeug als Belohnung ein.

Zu den Studien

Die einzelnen Studien stellen spielerische Situationen dar, in denen der Hund ein bestimmtes Problem lösen soll, wobei Futter oder Spielzeug als Anreiz dienen. Das Geschlecht, die Rasse und das Alter des Hundes spielen für uns keine Rolle. Der Hund sollte lediglich ein offenes und freundliches Wesen gegenüber fremden Menschen besitzen und eine gesunde Neugier gegenüber neuen Situationen zeigen.

Bis Ende September 2013 sucht die Forschungsabteilung noch Hundebesitzer, die mit ihrem Welpen an einer Studien zur akustischen Wahrnehmung teilnehmen möchten. Der Welpe sollte im Alter von 8 bis 14 Wochen sein.

Die Studie findet nach individueller Absprache mit dem Besitzer, einmal, in den Studienräumen auf der Alten Messe in Leipzig statt und dauert ca. 60 min. Interessierte Leser können sich gern für ausführliche Informationen zur Welpenstudie an Katrin Schumann (Kontaktdaten am Ende des Artikels) wenden. Grundsätzlich freut sich das Max-Planck-Institut immer über Interesse an seinen Studien und nimmt gern auch Hundebesitzer mit ihrem erwachsenen Hund in die Datenbank auf.

Kontakt: Katrin Schumann, E-Mail: schumann@eva.mpg.de, Telefon: 0341-3550 412

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