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Der Flat Coated Retriever: Kein Hund für Couchpotatoes

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Die Geschichte des Flat Coated Retrievers

Der Ursprung des Flat Coated Retrievers geht auf den "St. John’s Hund" zurück, der als Stammvater aller Retrieverrassen gilt. Diese neufundländerartigen Hunde wurden von den Engländern durch den regen Fischhandel mit Neufundland bei ihrer Arbeit entdeckt. Sie apportierten selbst bei schlechten Witterungsbedingungen Bootsleinen oder aus dem Netz gefallene Fische. Aus Begeisterung zu diesen robusten Hunden brachten sie die Engländer in ihr Heimatland. Aus dem "St. John’s Hund" entstand der "Wavy Coated Retriever", welcher auch als Ursprung des Golden Retrievers gilt. Im 19. Jahrhundert wurde aus Kreuzungen des "Wavy Coated Retrievers" mit Settern, Water-Spaniel und collieartigen Hunden der Flat Coated Retriever (zu Deutsch: glatthaariger Retriever) gezüchtet.

Vor und zwischen den ersten beiden Weltkriegen war der Flat Coated Retriever besonders beim englischen Adel bliebt. Er wurde als eleganter Arbeitshund geschätzt und durch die Zucht mit dem Augenmerk sowohl auf seine Optik, wie auch auf seine Arbeitsanlagen, entstand ein grandioser Dual-Purpose-Hund. Durch den großen Aufschwung des Golden Retrievers und des Labrador Retrievers verschwand der Flat Coated Retriever nach dem zweiten Weltkrieg fast gänzlich. Unter sehr schwierigen Bedingungen kämpften wenige Züchter um die Erhaltung dieser wunderbaren Rasse und verhinderten so ihr Aussterben. Seit 1980 wird der Flat Coated Retriever auch in Deutschland gezüchtet.

Erscheinungsbild

Die Schulterhöhe der Rüden liegt zwischen 59 und 61,5 cm, bei einem Gewicht von 27-36 kg. Hündinnen haben eine Schulterhöhe von 56,5 bis 59 cm und ein Gewicht zwischen 25-32 kg. Das Fell ist einfarbig schwarz oder leberbraun (liver) und sollte möglichst glatt sein. Seine Intelligenz ist dem Flat Coated Retriever ins Gesicht geschrieben. Sein glattes und bestenfalls sehr glänzendes Fell mit Befederung (lange Haare) an den Läufen und der Rute, seine fließenden Bewegungen, wie auch sein sportlicher Körperbau lassen ihn sehr edel wirken.

Selten sieht man auch "gelbe" Flats. Wenn beide Elterntiere eines Wurfes das Gen für die gelbe Fellfarbe tragen, dann können in einem Wurf auch Welpen mit gelbem Fell geboren werden, zu vergleichen mit der Farbe der gelben Labrador Retriever. Diese Farbe ist bisher nicht im Rassestandard des Flat Coated Retrievers aufgeführt.

Ursprüngliche Verwendung

Der Flat Coated Retriever wurde ehemals gezüchtet für die Jagd "nach dem Schuss". Hierbei ist er in jedem Gelände einsetzbar. Er arbeitet als ausgezeichneter Apporteur mit einem unermüdlichen Findewillen und großer Wasserliebe bei der Entenjagd. Auch bei der Niederwildjagd wird er gern gesehen und bei Nachsuchen/Totsuchen auf Schalenwild leistet er hervorragende Arbeit. Zudem besitzt der Flat die Fähigkeit seinem Führer das Wild anzuzeigen, trotz dass er kein Vorstehhund ist. Auch heute noch wird der Flat Coated Retriever jagdlich geführt. Gleichzeitig wird er außerhalb der Jagdsaison als angenehmer und stressfreier Begleiter der Familie geschätzt.

Ein einzigartiges Wesen

Der Flat Coated Retriever ist ein Hund, den man erlebt haben muss, um begreifen zu können, wie wunderbar sein Wesen ist. Niemals habe ich einen Flat schlecht gelaunt oder aggressiv erlebt. Ärger geht er grundsätzlich aus dem Wege. Seine Lebensfreude ist ansteckend und Langeweile hat man mit einem solch ideenreichen Hund kaum. Er ist zu Allem zu begeistern und bei jeder Kleinigkeit mit großer Freude dabei, was ihn zu einem vielseitig auslastbaren Hund macht.

Flats sind wahre Spätentwickler und die meisten Flat-Besitzer erzählen, dass ihre Flat Coated Retriever niemals ganz erwachsen geworden sind. Auch auf unsere Flats trifft das zu und diese Eigenschaft sollte man unbedingt in der Erziehung und im Umgang mit dem Flat Coated Retriever beachten. Jedoch stellt dies für mich keinen Nachteil der Rasse dar, ganz im Gegenteil, der Flat bleibt bis in das hohe Alter verspielt und arbeitsfreudig. Ein Flat Coated Retriever wird als reiner Familienhund ohne Auslastung seiner Anlagen nicht glücklich. Er ist kein unermüdliches Powerpaket, aber man sollte sich bei der Anschaffung eines Flats sorgfältig Gedanken um seine Auslastung machen und genau überlegen, ob man für einen Flat Coated Retriever geeignet ist, denn Langeweiler und Couchpotatoes sind nichts für einen Flat.

Die Erziehung des Flats fordert im Allgemeinen viel Einfühlungsvermögen und Konsequenz. Er ist sensibel, aber weiß, mit seiner Intelligenz auch mit den Schwachstellen seines Menschen zu seinem eigenen Vorteil zu spielen. Gleichzeitig besitzt er aber auch viel "Will to Please" (der Wille zu gefallen) und lernt sehr schnell welches Verhalten erwünscht ist und sich auch für ihn auf Dauer lohnt.

Auslastung und Einsatzbereiche

Durch seine ursprüngliche Verwendung ist der Flat Coated Retriever ein begeistertet Apportierhund. Man sollte ihm unbedingt die Möglichkeit geben, seine natürlichen Anlagen ausleben zu können. Hierfür eignet sich am besten das Dummytraining. Bei der Arbeit mit dem Dummy merkt man schnell, dass der Flat Coated Retriever hierfür geschaffen ist und es ist wunderbar ihn freudig und zielstrebig arbeiten zu sehen. Schnell benötigt er schwierigere Aufgaben, damit er auf seine Kosten kommt und so wird das Dummytraining für Hund und Halter niemals langweilig.

Aber auch bei anderen Hundesportarten ist der Flat Coated Retriever gerne gesehen. Konzentriert, flink und schnell ist er beim Agility, Flyball oder Turnierhundesport. Mit seiner hervorragenden Nase verfolgt er ehrgeizig Spuren beim Mantrailing und seine hohe Intelligenz lassen ihn beim Dog Dance oder beim Trickdogging die verschiedensten Tricks lernen.
Viele Flats werden zum Rettungshund ausgebildet, denn hier macht sich ihre Vielseitigkeit sehr bezahlt. Mit ihrer Lebens-, und Menschenfreude eigenen sie sich auch sehr gut als Therapiehunde in den verschiedensten Bereichen.

Gesundheit

Da der Flat Coated Retriever in seiner Haltung etwas anspruchsvoller und in seiner Optik nicht ganz so "knuddelig" aussieht wie der Golden, wurde er bisher nur zu Beginn der achtziger Jahre kurzfristig zum Modehund, als ein Flat Coated Retriever die weltgrößte Rassehundeausstellung "Crufts" gewann. Seither blieb er davon weitestgehend verschont und dies hat sicherlich Einfluss darauf, dass der Flat auch heute noch ein robuster, meist gesunder und langlebiger Rassehund ist.

Aber natürlich hat auch ein Flat Coated Retriever rassetypische Erbkrankheiten auf die es zu achten gilt und wie bei jeder Rasse gibt es auch hier gute und weniger gute Züchter, sicherlich auch ein paar skrupellose "Vermehrer". Die Elterntiere eines Wurfes sollten vom Züchter mindestens auf Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellenbogendysplasie (ED) und sämtliche vererbbare Augenkrankheiten untersucht werden. Da beim Flat Coated Retriever Augenkrankheiten gehäuft auftreten, ist sehr darauf zu achten, dass die Elterntiere von einem Spezialisten (D.O.K. angeschlossener Augentierarzt) und nicht von einem beliebigen Tierarzt untersucht wurden. Wichtig hierbei ist auch die zusätzliche Untersuchung auf Goniodysplasie.
Ein kompetenter und liebevoller Züchter und eine einwandfreie Aufzucht der Welpen verstehen sich von selbst, damit sich der Hund auch entsprechend seiner Rasse in Gesundheit, Wesen und Optik entwickeln kann.

Unsere Flat-Coated-Retriever-Zucht

Wie viele Flat-Coated-Retriever-Liebhaber bin auch ich erst über den Golden Retriever auf diese Rasse gestoßen. Die sehr edle Optik des Flats und ihre Robustheit gefielen mir von Anfang an. Vor allem der große Arbeitswille ohne dabei überdreht zu sein, kam mir bei meinem Interesse, das bisherige Dummytraining noch weiter auszubauen, sehr entgegen. Flat und Golden harmonieren bei uns wunderbar und wir profitieren jeden Tag von der Kombination aus unseren gemütlichen, verschmusten Golden und den vor Lebensfreude sprühenden und zu jeder Schandtat bereiten Flats.

Schnell kam auch bei den Flats der Wunsch auf, diese wunderbare Rasse zu züchten. So gründeten wir unsere Flat-Coated-Retriever-Zucht mit dem an unsere Umgebung angelehnten Namen "of rising Vineyard". Bisher hatten wir 2012 einen Wurf von unserer leberbraunen Luna und 2014 einen Wurf von unserer schwarzen Vienna und einem leberbraunen Sohn von Luna. Beide Würfe haben sich bis heute einwandfrei entwickelt. Manche sind sehr erfolgreich im Hundesport und andere leisten wunderbare Arbeit als Therapie-, oder Rettungshund. Unsere Hunde sind für uns in erster Linie geliebte Familienmitglieder und so leben wir auch mit ihnen zusammen. Es gibt bei uns keinen einzigen Zwinger und niemals wird ein Hund isoliert. Wir haben unser ganzes Leben darauf ausgerichtet, uns um unsere Tiere artgemäß und liebevoll kümmern zu können, wie auch genügend Zeit und Möglichkeiten für eine optimale Zucht und Aufzucht zu besitzen.

Ein Leben ohne Flat Coated Retriever? – Nie wieder!

In meinem Leben würde viel fehlen, wenn da nicht die Flats mit ihrer wahnsinnigen Lebensfreude wären. Sie sind wahre Clowns und bringen uns tagtäglich zum Lachen und Schmunzeln. Auch wenn man Flat-Kenner ist, trotzdem schaffen sie es immer wieder einen mit ihrer Intelligenz und ihrer ganz eigenen Art Aufgaben zu lösen zu verblüffen. Schneller, höher, weiter und kniffliger… das lieben sie und da ist man schon ganz schön gefragt sich etwas einfallen zu lassen. Ein See wäre für mich kein See mehr, wenn da nicht der Flat dabei ist, der sich voller Freude und Power ins Wasser stürzt. Und anschließend, auf dem Sofa zu Hause, würde viel fehlen, wenn da nicht der gleiche Flat Coated Retriever wäre, der zufrieden und völlig ausgeglichen stundenlang auf dem Rücken oder in anderen, unmöglichen Positionen schläft und sich an einen kuschelt.

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