Hunde

Die Deutsche Dogge - der Apoll unter den Hunderassen

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Meine erste Bekanntschaft mit einer Deutschen Dogge

Als ich 18 Jahre alt war, musste ich aus persönlichen Gründen meine Reitpferde verkaufen. Das war ein sehr trauriger Abschnitt meines Lebens und ich musste mich lange mit diesem schmerzlichen Verlust auseinandersetzen. In unserem Haus lebten ein belgischer Schäferhund und Katzen. Dieser war schon recht alt und ich brauchte unbedingt einen jungen Hund, mit dem ich arbeiten und wieder sportlich aktiv sein konnte. Die Deutsche Dogge hatte mich schon immer fasziniert, weil diese Rasse in ihrer Ausstrahlung, ihrem Bewegungsablauf, vor allem wenn sie traben, sehr viel Ähnlichkeiten mit einem edlen Pferd hat. So gelang es uns endlich nach langer, sehr mühsamer Recherche, unsere erste Dogge "Blitz von Wesenitz", einen gefleckten Rüden vom Züchter, zu kaufen. Zum damaligen Zeitpunkt, 1964, lebten wir in der DDR und es gab relativ wenige Züchter, überhaupt kein Informationsmaterial und kaum Ansprechpartner. Mit diesem Rüden arbeitete ich nicht nur wöchentlich in einem Hundesportverein, sondern darüber hinaus auch noch täglich zu Hause.

"Blitz" war sehr dominant, charakter- und wesensfest und forderte meine ganze Persönlichkeit. Als ich damals mit unserer Tochter schwanger war, gab es seitens unserer Familien und Freunde große Bedenken, wie das denn mit diesem großen Hund
funktionieren soll. Und - es funktionierte bestens! Er war mir und meiner Familie treu ergeben, ging trotz seiner körperlichen Masse sehr behutsam mit unseren Kindern um und war ihr ständiger Begleiter und Beschützer. Kein rassespezifisches Lehrbuch hätte uns umfassender die Vorzüge dieser Rasse beibringen können als das Zusammenleben mit "Blitz". Er war unsere erste Dogge und hat uns mit seinem Charakter so nachhaltig beeindruckt, dass wir damals schon wussten: "Einmal Dogge - immer Dogge!"

Ich stellte damals, 1968, meinen "Blitz" zur DDR-Siegerausstellung in Leipzig-Markkleeberg einmal aus und musste feststellen, dass er zwar anatomisch im guten Mittelfeld lag, aber farblich durch seine starke Stichelung negativ in Erscheinung trat. Er bekam ein "Gut", eine Urkunde und eine Plakette, die noch heute ihren Ehrenplatz haben. Es wäre mir damals nie in den Sinn gekommen, mich wegen dieser "schlechten" Bewertung von ihm zu trennen, denn für mich zählten einzig und allein der Charakter und seine Zuverlässigkeit als Familienhund.

"Blitz" wurde 12 Jahre alt, war niemals krank und wenn ich mir heute vor Augen führe, wie wir ihn damals aus Unkenntnis ernährt haben, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Mein Vater arbeitete auf einem Schlachthof und "Blitz" bekam vorwiegend Schweinefleisch-Abfälle, ab und zu Rindfleisch und Reste vom Mittagstisch. Wenn wir das heute unseren Doggen füttern würden, hätten wir nur todkranke und allergiebelastete Doggen. Ich will damit sagen, dass die Schlachttiere damals artgerecht gefüttert wurden und sogar das Schweinefleisch für Hunde "genießbar" war. Als "Blitz" ca. zehn Jahre alt, ich inzwischen verheiratet war und auch meinen Mann mit der Dogge "infiziert" hatte, reifte in uns der Entschluss, dass wir uns eine Zucht aufbauen wollen.

Was zeichnet die Deutsche Dogge aus?

Die Deutsche Dogge ist eine urdeutsche Hunderasse, entgegen mancher Auffassung, sie sei dänischen Ursprungs. Schon die alten Germanen gebrauchten diesen großen, starken Hund für die Sauhatz. Der heutige Typ ist eine Art Veredelung. Züchterfleiß und Ausdauer haben aus dem schweren Hund einen eleganten Typ geschaffen, wobei besonders der markante, eckige, langgestreckte Kopf in Erscheinung tritt. Die Deutsche Dogge wird in fünf Farbschlägen gezüchtet: gelb und gestromt, schwarz, weiß-schwarz-gefleckt und blau. Die gelben und gestromten müssen über eine schwarze Maske verfügen, bei den gefleckten wird besonderer Wert auf reinweiße Grundfarbe mit gut verteilten, handtellergroßen, lackschwarzen Flecken gelegt.

Der Bau der Deutschen Dogge ist kräftig, muskulös, sehnig und elegant. Die Gesamterscheinung hat etwas Achtunggebietendes, Hoheitsvolles. So wie das äußere Bild ist, so ist der wundervolle Charakter dieses Hundes: Klug, aufmerksam, ruhig und doch temperamentvoll, unvergleichlich anhänglich, treu und ergeben, aber nur dem Menschen oder Personenkreis, zu dem er gehört, und den verteidigt er als unbedingt zuverlässiger Beschützer ohne jedoch bissig zu sein. Die Deutsche Dogge ist bei richtiger, konsequenter Erziehung ein idealer Begleithund, ein liebevoller, zuverlässiger Kamerad des Menschen, der am besten in seiner ganzen äußerlichen und körperlichen Schönheit bei Familienanschluss gedeiht, zumal wenn Kinder zur Familie gehören.

Beginn und Aufbau einer Zucht

Wir wohnten in ländlicher Gegend, Grundstück und Auslauf waren ausreichend vorhanden. Nun wollten wir Nägel mit Köpfen machen. Wir besuchten Ausstellungen, schauten uns mehrere Züchter und deren Zuchthunde an. Mein Mann baute sehr umsichtig einen geräumigen Zwinger für zwei Hündinnen mit Schutzräumen und großen, doppelwandig isolierten Hütten. Für uns war klar, dass unsere Doggen, die wir uns anschaffen wollten, tagsüber frei im Grundstück laufen und natürlich auch Zugang zum Haus haben sollten.

Da wir alles ganz richtig machen wollten, an uns und unsere künftige Begründerin unserer Zucht große Anforderungen stellten, fanden wir erst nach zwei Jahren intensiver Suche einen Züchter, der unseren Vorstellungen entsprach. Dort holten wir uns dann unsere erste gestromte Hündin "Bess v. Eddingsburg", die, wie sich später herausstellte, ein wahrer Volltreffer in punkto Zucht und Ausstellung darstellte. Bereits damals spielte es für uns rein intuitiv keine Rolle, ob die Eltern des Welpen Ausstellungserfolge aufwiesen. Sie wurde eine sehr erfolgreiche Ausstellungs- und Zuchthündin. Anderthalb Jahre später gesellte sich "Amza von der Messestadt", ebenfalls eine gestromte Hündin, hinzu.

Aus heutiger Sicht weiß ich, dass in der DDR ein strengeres Zuchtreglement herrschte als in der BRD. So war es nur in Ausnahmefällen gestattet, mit HD-1-(B)-belasteten Doggen zu züchten. Diese wurden unter Zuchtlenkung gestellt und durften einmal zur Zucht verwendet werden. Wenn wir dann mit einer für die Zucht vorgesehenen Hündin zum HD-Röntgen fuhren, erreichte unser Blutdruck Höchstwerte, denn HD 1 (B) oder gar HD 2 (C) wäre das Aus für die Zucht gewesen. Zum Glück hatten wir in den vielen Jahren immer nur HD-freie Hündinnen und Rüden.

Uns ist es überaus wichtig, dass unsere Zuchthündinnen über ein ausgeprägtes Fortpflanzungs- und Wurfgebaren verfügen und mit einer Hündin, der dieses abhanden gekommen ist, sollte keinesfalls gezüchtet werden. Unsere Hündinnen beziehen zwei Wochen vor dem Wurftermin ihr Wurfbett in unserem Wohnzimmer. Um Erstlingshündinnen kümmern wir uns intensiver und fühlen, dass sie dankbar unsere Fürsorge annehmen. Ansonsten sind wir vorwiegend Beobachter und greifen nur im Notfall ein, denn unsere Hündinnen würden sich nur gestört fühlen. Auch bei erfahrenen Hündinnen besteht die Gefahr, dass sie einen Welpen erdrücken. Deshalb sind wir rund um die Uhr anwesend. Ab der dritten Woche zieht die Hündin mit Wurf in den Welpenzwinger um. Dieser verfügt über eine große, doppelwandig isolierte Hütte, einen Schutzraum und einen großen, überdachten Auslauf. Sollten wir doch einen Winterwurf haben, können wir in der Hütte eine Rotlichtlampe und im Schutzraum einen Heizstrahler zuschalten. Wir geizen aber damit sehr, nicht aus Kostengründen, sondern weil unsere Doggen robust und abgehärtet sein sollen, was den Welpenkäufern zugute kommt.

Die Eingangstüre zum Schutzraum steht immer offen, sodass die erwachsenen Doggen, die tagsüber frei im Grundstück laufen, erste, vorsichtige Kontakte mit den Welpen und der Mutterhündin aufnehmen können. Bereits im Alter von vier Wochen beginnen die Welpen mit ihren Entdeckungsreisen. Sie ziehen immer größere Kreise bis sie den gesamten Garten ihr eigen nennen. Bei diesen spannenden Erlebnissen ist meist die Mama an ihrer Seite und gibt ihnen die nötige Sicherheit, wenn plötzlich der Rasenmäher rumort, ein Auto auf den Hof fährt oder andere ungewohnte laute Geräusche auf sie einstürmen. Immer dabei sind die anderen erwachsenen Doggen und die Welpen erlernen so sehr schnell und einprägsam die Körpersprache zu deuten, werden so erzogen und lernen schnell, sich ein- und unterzuordnen.

Wir haben aus jahrzehntelanger Erfahrung heraus unsere eigenen Prämissen gesetzt, wozu auch gehört, dass Hundeneulinge von uns keinen Rüden bekommen, statt dessen aber eine Hündin erwerben können. Nicht nur "Blitz" hat mir gezeigt, dass ein Doggenrüde nicht zu unterschätzen ist, sondern vor allem der von uns gezüchtete Deckrüde "Zentro vom Vogtlandeck" war charakterlich und wesensmäßig eine Ausnahmeerscheinung. Er war sehr clever und intelligent. Es war ein tägliches, mal mehr, mal weniger intensives Kräftemessen mit dem Ziel, in der Hierarchie nach oben zu klettern. "Zentro" war eine stolze Persönlichkeit, der sich von nichts und niemandem beeindrucken ließ. Schon sein äußeres Erscheinungsbild, er war lackscharz, groß und wog 90 Kilogramm, war achtungsgebietend. Umso beeindruckender war sein Umgang mit uns Menschen - sehr verschmust und rücksichtsvoll. Obwohl wir schon viele Doggen hergeben mussten, die meisten befanden sich im elften Lebensjahr, so einen Rüden wie "Zentro" gab es bisher nie wieder.

Wir können verstehen, dass Welpenbesitzer den treuherzig blickenden schwarzen Kulleraugen unter der in tiefe Falten gelegten Stirn nicht widerstehen können und das "süße Doggenbaby" Leckerlis vom Tisch bekommt, mit auf die Couch oder sogar ins Bett darf. Das ist alles noch süß und niedlich während der ersten fünf Monate! Spätestens wenn dieses süße Doggenbaby seine eigene Couch beansprucht und mit Froschblasen an den Lefzen am oder noch schlimmer, über dem Frühstückstisch steht, hagelt es Verbote, welche die Dogge dann nicht einordnen und verstehen kann. Monatelang durfte sie das und nun auf einmal nicht mehr?! Das lässt sie sich nicht gefallen und begehrt auf! Also, wehret den Anfängen! Eine Dogge gehört weder auf die Couch, geschweige denn ins Bett und auch am Esstisch hat sie nichts zu suchen.

Wenn unsere Doggen im Haus sein dürfen, liegen sie auf extra für sie ausgebreiteten Decken und wir kuscheln uns zu ihnen. Das genießen sie in vollen Zügen und wenn sie sich dann voller Wohlbehagen auf den Rücken drehen, ihre langen Beine in die Luft strecken und mit uns "erzählen", ist die Welt in Ordnung. Diese Spielchen wiederholen sich in der warmen Jahreszeit oftmals am Tag nur, dass sich unsere Doggen dann auf ihren Liegeplätzen im Garten aalen und die Sonne genießen. Obwohl unseren Doggen das gesamte Grundstück zur Verfügung steht, reicht ihnen dieser Auslauf keinesfalls. Wir gehen täglich mit ihnen ca. anderthalb Stunden spazieren, wo sie unangeleint toben, schnüffeln und rangeln können. Diese Spaziergänge tragen im großen Maße dazu bei, dass kleine Aggressivitäten und Rangstreitigkeiten inmitten dieser großen, natürlichen Freiräume aus der Welt geschafft und eine klare Linie wieder hergestellt wird. Harmonie im Rudel ist Grundvoraussetzung für das Miteinander ohne nennenswerte Aggressionen. Einträchtiges, liebevolles aber kompromissloses Verhalten des Rudelführers, also des Menschen, sind Grundlage für die Gemeinschaft im Rudel. Wir praktizieren das schon über Jahrzehnte und haben die besten Erfahrungen damit gemacht.

Was sollte man vor der Anschaffung einer Dogge beachten?

Es sollte sich nur derjenige eine Dogge zulegen, der gewillt ist, diese mit Konsequenz, aber viel Liebe zu erziehen und die Erziehung möglichst in einer Ortsgruppe des Deutschen Doggenclubs 1888 e.V. unter fachlicher Anleitung durchzuführen. Auch wenn die Dogge sanftmütig und gut leinenführig ist, so darf auf keinen Fall ihr dominantes Bestreben, die Führung des "Rudels" zu übernehmen, unterschätzt werden. Die Anschaffung einer Dogge setzt voraus, dass sie, in der Wohnung gehalten, mehrmals am Tag ausreichend Bewegung bekommt und auf reichlich menschlichen Kontakt nicht verzichten muss. Eine reine Zwingerhaltung muss abgelehnt werden, da die Dogge seelisch verkümmert und entweder total verängstigt oder aggressiv wird.

In der Wachstumsphase benötigt die Dogge qualitätsmäßig hochwertiges Futter, am besten Rindfleisch und Pansen (BARF). Da auch die jährlichen Impfungen, Wurmkuren etc. und besonders das Futter kostenintensiv sind, sollte auch aus finanziellen Aspekten die Anschaffung einer Dogge reichlich überlegt sein.

Von einem Züchter, der all dies "schönredet", sollte man keinen Welpen kaufen, weil es diesem Züchter mit hoher Wahrscheinlichkeit nur darum geht, seine Welpen schnellstmöglich an den Mann zu bringen und dem es schlichtweg egal ist, wie und wo der Welpe untergebracht wird. Wir empfehlen unseren Welpeninteressenten den Besuch von mindestens drei Zuchtstätten - Augen und Ohren auf - und dann erst sollte eine Entscheidung für den Kauf eines Welpen fallen...

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