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Blutegeltherapie beim Hund

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Ein kurzer Ausflug in die Welt des Blutegels

Blutegel sind in Europa, Nordafrika und Kleinasien beheimatet, leben in Flachbereichen von Gewässern und ernähren sich hauptsächlich vom Blut der Säugetiere, die zum Trinken ins Wasser kommen. Die speziell für medizinische Zwecke gezüchteten Hirudo officinalis und medicinalis gehören zum Stamm der Ringelwürmer und können bis zu 9 cm lang werden, sind dunkelolivgrün und weisen unterschiedliche Bauchfärbungen und Längsstreifen auf. Am vorderen und hinteren Ende befindet sich jeweils ein Saugnapf, mit dem sich der Egel beim Saugakt positionieren und festhalten kann. Im Saugnapf am Kopfende befindet sich eine Mundöffnung mit drei Kiefern, auf denen zirka 80 Kalkzähnchen sitzen. Hat ein Blutegel nun eine geeignete Stelle am Hund (oder einem anderen Tier) gefunden, saugt er sich mit dem Vorderende an und stabilisiert seinen Körper zusätzlich mit dem Saugnapf am hinteren Ende. Sitzt er fest am Wirt, beginnt er mit seinen Kalkzähnchen die Haut zu durchzusägen, was von der Schmerzhaftigkeit in etwa mit einem Insektenstich vergleichbar ist.

Um die Gerinnung des Blutes zu verhindern, gibt er Saliva (Speichel) in die Wunde ab, die mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen mittlerweile recht gut erforscht ist. Die Wissenschaft geht von 30 bis 100 verschiedenen Substanzen darin aus. Sie verbessern den Zellstoffwechsel, wirken entzündungshemmend, blutverdünnend, gefäßerweiternd, bakterizid, abschwellend, schmerzlindernd und regen den Lymphfluss an. Bis zu 8 ml Blut kann der Blutegel trinken und lässt sich dann vollgefressen einfach abfallen. Als wahrer Hungerkünstler kann er ein bis zwei Jahre ohne weitere Mahlzeit gut aushalten!

Anwendungsgebiete

Erkrankungen des Bewegungsapparates

Die Anwendung bei Arthrose, Arthritiden, Rheuma, Bandscheibenvorfällen, Muskelverhärtungen, Sehnenentzündungen, Bursitis, Spondylose und vielem mehr ist allgemein bekannt. Für die degenerativen Erkrankungen steht die Schmerzlinderung im Vordergrund, bei optimalem Verlauf ist es möglich, über mehrere Monate hinweg Schmerzfreiheit zu erreichen - ganz ohne zusätzliche Maßnahmen!

Hauterkrankungen

Verhärtete und störende Narben, Wunden die schlecht heilen oder immer wieder aufbrechen, Abszesse und eitrige Wunden oder Ekzeme lassen sich ebenfalls mit guten Erfolgen mit meist nur einer Anwendung behandeln.

Erkrankungen im Blutgefäßsystem

Dafür sind die Blutegel wie geschaffen. Sie werden eingesetzt bei Hämatomen wie dem Blutohr, Thrombosen und Venenentzündungen. Beim Hämatom wird das bereits geronnene Blut herausgezogen und der restliche Bluterguß beschleunigt über die Lymphbahnen abtransportiert. Lymphatische Stauungen, Ödeme, Operationswunden - überall dort, wo Flüssigkeiten ins Stocken kommen, können wir uns die Wirkung der Blutegel wunderbar zunutze machen.

Behandlung

Vor einer Blutegelbehandlung ist unbedingt eine ausführliche Anamnese notwendig, um Kontraindikationen ausschließen zu können! Gerinnungsstörungen, Anämie, Diabetes, maligne Tumore, Untergewicht und ein schlechter Allgemeinzustand wären Gründe von dieser Art der Therapie abzusehen. Ebenso ist ein Mindestkörpergewicht von 10 kg notwendig, da das Tier durch die Nachblutung bis zu 50 ml Blut verlieren kann. Je nach Gewicht des Hundes werden dann einer oder mehrere Egel direkt um oder an den erkrankten Körperteilen angesetzt. Dann heißt es aufpassen und warten…

Von zehn Minuten bis hin zu einer Stunde kann der Saugakt dauern. Dieser darf nicht gewaltsam unterbrochen werden. Manche Blutegel sind mögliche Träger des Bakteriums Aeromonas hydrophila, welches, sollte der Egel sich durch Quetschen erbrechen, die Wunde infizieren könnte. Die schmerzstillende Wirkung tritt oft sofort oder dann ein paar Tage verzögert ein. Die Häufigkeit der Sitzungen ist abhängig von der jeweiligen Erkrankung. Akute Krankheiten benötigen ein bis zwei Behandlungen, degenerative Geschehen wie z. B. eine Arthrose werden dauerhaft in mehrmonatigen Therapieintervallen behandelt.

Neben- und Nachwirkungen

Nach der Behandlung tritt - durch die gerinnungshemmenden Substanzen im Speichel - eine Blutung ein. Sie hat eine ausleitende und entgiftende Wirkung und sollte nicht unterbunden werden. Das Nachbluten kann bis zu zwei Tage dauern, bei manchen Hunden schließt sich die Wunde bereits nach ein paar Stunden. Leichter Juckreiz, Schwellungen und Rötungen oder allergische Reaktionen sind möglich. Sekundärinfektionen der Bissstelle treten in der Regel nur auf, wenn die entstandene Blutkruste durch den Hund oder Tierhalter mechanisch entfernt wurde. Hunde tolerieren die Behandlung meist sehr gut und zeigen keinerlei Regung, wenn der Egel zubeißt, viele entspannen schon während des Saugaktes. Der Einsatz dieser heilenden Helferlein ist gerade bei chronischen Schmerzpatienten eine echte Alternative zu einer Dauermedikation und dabei nebenwirkungsarm. Es macht mir immer wieder Freude, einen lahmenden, schwerfälligen Hund kommen und denselben Hund nach der Behandlung leicht und schmerzfrei davongehen zu sehen.

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